25. März 2022

Das Trockenbauverfahren: Gestaltungsfreiheit für Umbau, Ausbau oder Umnutzung

Das Trockenbauverfahren zeichnet sich durch seine vielfältigen Möglichkeiten aus. Wurden räumliche Veränderungen früher noch zeit- und kostenaufwendig im traditionellen handwerklichen Bauverfahren ausgeführt, so werden Änderungen am Grundriss heute überwiegend in trockener Montage- bzw. Leichtbauweise umgesetzt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Trocknungszeiten entfallen, die leichten Konstruktionen sind flexibel und selbst entsprechend höchsten ästhetischen Architekturvorgaben umsetzbar. Darüber hinaus bieten sie bei Bedarf einen hohen Schall- und Feuerschutz und sind in entsprechender Ausführung auch für Nassräume geeignet.

 

Schalldämmung für mehr Wohnkomfort

Spricht man von Schalldämmung, so bezieht sich diese in der Regel auf drei verschiedene Arten von Schall, die das Wohnempfinden entscheidend beeinflussen können. Es handelt sich dabei um den Luftschall (also die Ausbreitung von Sprache und Musik im Raum), den Körperschall (d.h. Schall, der sich in festen Stoffen ausbreitet) und den Trittschall (also alles, was Raumdecken in Schwingung versetzt).

Während sich ein effektiver Schallschutz im Massivbau durch besonders schwere Wände erzielen lässt, sind im Trockenausbau verschiedene Faktoren zu berücksichtigen: die flächenbezogene Masse, der Abstand und die Biegesteifigkeit der Beplankung, die Art der Hohlraumdämmung sowie das eingesetzte Profil (Blechdicke, Geometrie und Ständerabstand) geben hier den Ausschlag.

 

 

Architekturmerkmale einbeziehen und hervorheben: Erweiterung des East Hotel Hamburg

Bei Trockenbauarbeiten in einem Hotel liegt der Fokus naturgemäß auf einem bestmöglichen Schallschutz. Da beim Trockenausbau Gipskarton und Stahlträger als Basismaterial zum Einsatz kommen, ist für das optimale Ergebnis eine besonders sorgfältige Arbeitsweise entscheidend. Schließlich sollen die neugeschaffenen Hotelzimmer ihren Gästen eine ruhige Umgebung bieten – die Schallübertragung über verbindende Bauelemente gilt es entsprechend zu isolieren.

Ein gelungenes Beispiel ist die Erweiterung des East Hotels. Die Pläne für den Umbau und die Erweiterung stammten vom Hamburger Architekturbüro Giorgio Gullotta Architekten.

Bei der Umgestaltung des ehemaligen Bar- und Wellnessbereichs zu exklusiven Hotelzimmern gab es für unser Trockenbau-Team einiges zu beachten. Denn die Zimmer entstanden auf der für das Erscheinungsbild des Hotels typischen Stahlkonstruktion – freigelegt ein ästhetisch sehr reizvolles Architekturelement, das jedoch durch seine schallverbreitende Materialeigenschaften im Innenausbau durchaus anspruchsvoll ist.

Die Kombination aus alter Bausubstanz und moderner Architektur sorgen für das unverwechselbare Erscheinungsbild des East Hotels im Herzen von St. Pauli. Neben dem historischen Klinkerbau prägen Glasflächen und eine stählerne Brückenkonstruktion das Äußere des Design-Hotels. Hinter dieser Brückenkonstruktion, die ursprünglich eine Bar sowie einen Wellnessbereich beherbergte, entstanden im Zuge des Umbaus 15 zusätzliche Hotelzimmer.

Die Stahlkonstruktionen wurden bei der Schaffung neuer Hotelzimmer in die Raumgestaltung einbezogen. Die Freilegung dieses elementaren Architekturkonstrukts ist einerseits entscheidend für den besonderen Industrie-Charme der Räumlichkeiten, hat jedoch den Nachteil, sehr anfällig für die Ausbreitung des so genannten Köperschalls zu sein.

 

Raumübergreifende Schallübertragung verhindern

Um einen bestmöglichen Schallschutz zu erzielen, hieß es die Schallübertragung über flankierende Bauteile zu unterbinden. Dafür wurden Doppelständerwände eingesetzt, deren Zwischenräume mit schalldämmender Steinwolle aufgefüllt wurden. Da die Stahlstützen Flur und Zimmer voneinander trennen und somit durchbrechen, war eine gewissenhafte Entkoppelung nötig, um eine raumübergreifende Schallübertragung zu verhindern.

 

 

Schwungvoll gestalten

Neben der Stahlkonstruktion beeinflussten weitere architektonische Besonderheiten die Arbeitsschritte: Da die sichtbaren Deckenebenen unterseitig als Kappendecken ausgebildet sind, trafen die Wandelemente auf eine geschwungene Fläche. Um die Entstehung von Setzrissen zu verhindern, war daher zu berücksichtigen, dass die Trennwände Bauteilbewegungen aufnehmen. Die einzusetzenden Wände durften den dynamischen Kräften nicht schutzlos ausgesetzt werden. Die gesetzten Dehnungsfugen fangen den Druck ab und verhindern somit Rissbildungen.

Bei der vorliegenden Deckenwölbung war zudem die Verarbeitung von gleitenden Deckenanschlüssen notwendig, bei der eine Schattenfuge zwischen der Oberkante der Wandbeplankung und der Deckenfläche eingefügt wurde. Dabei wurden die Profile mit Bündeln verklebter Plattenstreifen aufgefüttert und mit Fugenspachtel als Pressfuge an der Decke befestigt.

Übrigens wurden die anschließenden Malerarbeiten mit Emulsionsfarbe des britischen Farbherstellers Farrow & Ball ausgeführt. Das Farbkonzept stammte ebenso wie die Pläne für die Umgestaltung vom renommierten Hamburger Architekturbüro Giorgio Gullotta Architekten.